Samstag, 12. Oktober 2013

Gaby wartet im Park ---- Kapitel 8



Am nächsten Morgen wachte Gaby in ihrem Bett wach. Kassandra lag neben ihr und Gaby konnte im Schlaf ihrer Freundin seit langem so etwas wie Frieden finden. Kassandra schien angekommen zu sein. Genau wie Gaby.  Dieses Gefühl gab ihr einen Halt einen sicheren Hafen. Gaby wollte gerade wieder einschlafen als ihr Blick auf ihr Blackberry fiel. Verdammt, sie hatte noch eine Stunde um im Büro zu sein. Schnell sprang sie auf und dabei berührte ihr Po die Bettdecke. Verflixt, das brannte. Kassandra war gestern ja wieder sehr deutlich gewesen. Schnell rieb sie den Schmerz aus den Pobacken.
„Nicht reiben Kleines, der Schmerz ist die Ermahnung , schon vergessen?“
Kassandra hatte diese Worte mit geschlossenen Augen aber einem Grinsen im Gesicht gesprochen. Und Gaby war so perplex das sie gar nicht anders konnte als „Tschuldigung“ zu murmeln.
„Schon gut Kleines, soll ich uns ein Frühstück machen?“
„Au ja gerne. Wieder eines deiner leckeren Omelettes?“
„Sicher doch!“ Kassandra stand auf zog sich schnell ein T-Shirt über und ging in die Küche wo sie sofort die Kaffeemaschine in Betrieb nahm. Sie musste schmunzeln. Sogar hier stand derselbe Kaffeevollautomat wie bei Gaby im Büro. Aber das war halt typisch für ihren kleinen Coffeinjunkie.
Kassandra drückte 2mal auf den Knopf und stellte 2 Kaffeepötte unter die Düsen. Erst erklang das Mahlen der Kaffeemühle, doch bald schon roch sie den köstlichen Geruch von frisch gebrühtem Kaffee.  Kaum lief der Kaffee durch die Maschine, ging Kassandra zum Kühlschrank, und holte 4 Eier heraus. Dann ging griff sie in den unteren Schrank zu den Pfannen und holte auch aus der dem Schrank neben dem Kühlschrank eine Schüssel und schlug die Eier in die Schüssel. Sie begann die Eier zu würzen, als sie aus dem Bad ein Mosern hörte.
„Hey wo bleibt mein Kaffee verdammt….“
Kassandra stand schon in der Badezimmertür und hielt Gaby den Kaffee unter die Nase.  Ihre Augen funkelten, sie wollte wissen ob es Gaby wagen würde die Grenze zu überschreiten. Daher beobachtete sie ihre Kleine ganz genau. Doch diese nahm kommentarlos den Kaffee und trank kommentarlos einen Schluck Kaffee. Dann schloss sie kurz die Augen und als sie sie wieder öffnete sagte sie zu Kassandra:
„Danke Kassy, den hab ich gebraucht.“
„Ich hab es gemerkt, Du warst kurz davor zu fluchen, Spatz.“
„Ich weiss, tut mir leid.“
„Schon gut, ich muss mich wieder ums Omlett kümmern.“
Zufrieden ging Kassandra in die Küche zurück, Gaby hatte eindeutig gelernt und das gefiel ihr. Sie wollte Gaby nicht schaden, sie wollte das Gaby es in Zukunft einfacher im Leben hatte. Zufrieden hörte sie wie Gaby´s Dusche ansprang. Dann machte Kassandra das Omelette und deckte den Tisch damit die beiden noch zusammen eine Kleinigkeit frühstücken konnten. Und genau als Kassandra das Brot und das Omelette auf den Tisch stellte erschien Gaby frisch geduscht Hosenanzug mit weinroter Bluse. Kassandra pfiff anerkennend durch die Zähne.
„Spatz Du schaust toll aus.“
„Danke Kassy. Heute kommen um 12.00 Uhr alle Mitarbeiter zu einer Besprechung. Da muss ich gut aussehen.“
„Du siehst nicht gut aus, Du siehst umwerfend aus.“
Gaby lief rot an bei dem Lob ihrer Freundin.
„ich könnte mich glatt dran gewöhnen, Schatz!“
„Woran, an meine Komplimente?“
„Nein an dein Frühstück und morgens mit Dir auf zu wachen.“
Gaby lächelte Kassandra an als sie sich hinsetzen wollte. Doch kaum kam ihr Po mit dem Stuhl in Berührung zuckte sie zusammen.
„Sicher Liebes? Ich meine es sieht gerade aus als ob Du leiden würdest wenn ich da bin.“
„Das ist nichts zu den Schmerzen die ich erlitten habe, als ich dachte das Du mich für immer verlassen hast. Und diesen Schmerz will ich nie wieder spüren. Ich  liebe Dich, Kassandra.“
Kassandra kamen bei den Worten die Tränen. Sie war aufrichtig gerührt von der Liebeserklärung ihrer Freundin. Anstatt ein Wort zu sagen, gab sie Gaby einfach nur einen langen innigen Kuss.
Die beide aßen ihr Frühstück und schwiegen dabei weiten Teils. Sie brauchten keine Worte um die Stille zu durchbrechen, sie waren sich auch ohne Worte nahe. Viel näher konnten 2 Menschen einander nicht sein, es war einfach nur natürlich für beide nichts zu sagen und die Situation zu geniessen, gemeinsam zu schweigen, ohne sich von einander zu entfernen. Die Stille brachte sie eher zusammen als das sie sie trennen würde. Die Stille war ein Teil von ihnen, sie konnten miteinander schweigen. Nach dem Essen räumten beide noch ab und stellten das Geschirr in die Spülmaschine. Als Gaby dann auf die Uhr sah bekam sie einen Schreck.
„Oh, verfluchte Schei…..!“
„Gaby Moser, sei vorsichtig mit deinen Worten.“
„Kassandra, ich muss los, ich komme zu spät zur Arbeit.“
„Ok, aber fahr vorsichtig, ich will keine weiteren Tickets von Dir sehen.“
„Jaaaaaaaaaahaaaa!“
Gaby war gerade in Eile und mehr als genervt, in Stresssituationen vergass sie die Fürsorge ihrer Freundin und reagierte einfach nur gereizt.
„Gaby Moser, was heisst Jaaaaaaaaaaaahaaaaaaaaaaa!“
„Nicht was Du denkst, Schatz lass uns heute abend reden. Ich muss los. Ich liebe Dich.“
Gaby gibt Kassandra noch schnell einen Kuss auf die Lippen und rauscht aus der Tür.

Während dessen wachte Valerie in ihrem Bett auf und stöhnte auf. Verdammt sie hatte vergessen, das sie heute früher im Büro sein wollte sie musste das Datenbackup noch für ihren Anwalt runterladen, ansonsten wäre sie nächste Woche fällig und darauf hatte keinen Bock. Schnell ging sie ins Bad, duschte machte sich fertig und ging auf direktem zur Firma. Auf dem Weg dahin kamen ihr immer wieder Selbstzweifel und sich überlegte wie sie aus dieser verfahrenen Situation rauskommen sollte. Sie wollte ihrer Chefin nicht mehr schaden.  Sie kam als erste im Büro an und startete ihren PC, dann steckte sie den USB-Stick in den PC und begann die Datenbank auf den Stick zu laden. Ihre Hand zitterte als sie den Stick herauszog. Sie hinterging gerade ihre Chefin. Kaum hatte sie den Stick sicher in ihrer Handtasche verstaut kam ihre Chefin rein. Sie wirkte abgehetzt.
„Soll ich Ihnen einen Kaffee bringen Frau Moser?“
„Danke, sehr gerne Frau Brandt!“
Valerie ging zum Vollautomaten und schaltete den Vollautomaten ein. Dann  ging sie wieder los und brachte Gaby den Kaffee.
Gaby sah zu Valerie hoch, irgendetwas war anders. Sie konnte es aber nicht in Worte fassen. Sie sah auf Valerie und bemerkte das Zittern ihrer Hände.
„Valerie, kann ich irgendwas für Dich tun? Ist alles in Ordnung?“
Bewusst hatte Gaby das Du gewählt, sie wollte Valerie zeigen, das hier nicht ihre Chefin zu ihr sprach.
„Nein, ist schon gut. Dabei kannst Du mir nicht helfen, dabei kann mir niemand helfen, nicht mal meine Mum hätte das gekonnt.“
Gaby gab sich einen Ruck, sie schaute zu Valerie, nahm ihre Hand und ging mit ihr in die Besprechungsecke. Sie setzte sich auf die große schwarze Ledercouch und zog Valerie wie ein kleines Kind hinter sich her und führte sie neben sich auf die Couch.
Ihre Auge sahen Valerie an, Gaby spürte die Traurigkeit welche Valerie ergriff. Und sie bekam Mitleid mit dieser Frau. Sie wollte nicht das es ihr schlecht ging, irgendetwas liess sie mehr empfinden. Mehr als für eine Mitarbeiterin gut wäre, aber es war auch nicht dasselbe wie bei ihr und Kassandra, es war keine Freundschaft aber irgendetwas war es.
„Valerie, ich bin da für Dich, wenn Du es willst. Ich höre Dir zu.“
„Ich… Ich kann nicht.“
„Warum nicht?“
„Weil… weil ich ganz tief  in einem Schlamassel stecke. Verdammt tief. So tief das mich keiner da raus holen kann.“
„Willst Du denn daraus?“
„Ja, mehr als alles in der Welt. Ich will endlich ein normales Leben. Mit einer Familie, aber das wird eh nicht passieren!“
Valerie fing an zu weinen. Und sofort kamen in Gaby wieder die Gefühle hoch, sie nahm Valerie in den Arm, ohne darüber nach zu denken. Sanft streichelte sie Valerie über das Haar und versuchte sie zu trösten.
Valerie begann sich wieder zu sammeln, sie konnte entspannen, die Nähe und die Zärtlichkeiten von Frau Moser taten ihr auf seltsame Art und Weise gut. Und sie begann zu begreifen, das sie selber nun auch mal an der Reihe war ihr etwas zu geben. Aber was? Sie hatte ja nichts, doch eines hatte sie. Ihre Ehrlichkeit, ihren Beweis das sie bereit war etwas zu geben, sich ein zu bringen.
„Frau Moser, ich… ich muss  Ihnen etwas sagen.“
„Ja, was denn Valerie?“
Gaby merkte sofort das Valerie etwas belastete. Sie wollte einfach abwarten und zuhören, was ihr die junge Frau zu sagen hatte. Sie nahm Valerie´s Hand und schaute ihr in die Augen.
„Also was ist los, ich reiss Dir den Kopf nicht ab. Versprochen!“
„Nein, aber sie werden mich feuern, oder…..“
Valerie schluckte sie hatte Angst vor dem  Moment, vor dem was passieren würde. Aber sie atmete tief durch, und begann zu erzählen, von dem Gerichtsverfahren, von der Erpressung durch ihren eigenen Anwalt, und legte dann auch den USB-Stick auf den Tisch.
„Was ist da drauf?“
Gaby wurde misstrauisch, ahnte etwas aber wollte es von Valerie selber hören.  Valerie schluckte musste sie doch zugeben Gaby hintergangen zu haben.
„Es… es sind  die aktuellen Kundendaten, die Daten der Neuverträge.“
Gaby seufzte, sie wusste nicht was sie sagen sollte. Aber eine Frage hatte sie.
„Warum Valerie? Warum tust Du das?“
„Weil ich Angst habe, Frau Moser, ich habe Angst vor dem was ER mir antut, wenn ich es nicht tue.“
„Was tut er ihnen denn an?“
Gaby hatte irgendwie das Gefühl , das da noch mehr war.
„Also Valerie, was ist, Du scheinst ja noch irgendetwas auf dem Herzen zu haben. Was ist es?“
„Ich….ich… ich wollte mich bedanken.“
Valerie schluchzte, nein sie weinte, ihre Tränen liefen in Sturzbächen, es war zuviel für sie. Dennoch rang sie nach den richtigen Worten, sie wollte Frau Moser nicht enttäuschen und sie wollte sich dankbar zeigen.
„Sie geben mir das erste Mal im Leben das Gefühl  angenommmen  zu werden. Obwohl ich sie enttäuscht habe. Es ist so wie damals als ich…. Ich meine ich fühle mich beschützt. Es ist ein Gefühl wie ich es bei meiner Mutter hatte bis zu dem Zeitpunkt wo…..“
Valerie schwieg und Gaby wollte nicht weiter drängen, irgendwann würde ihr Valerie schon alles erzählen, irgendwann wäre sie soweit und würde sich ihr öffnen. Und irgendwie hatte Gaby eine Ahnung, welcher Kampf gerade in Valerie tobte. Sie hatte Angst sich an zu vertrauen.
Sie nahm Valerie´s Hand und meinte.
„Valerie, ich bin da für Dich wann immer Du mich brauchst, und hör auf mich Frau Moser zu nennen, ich bin Gaby.“
Valerie musste unter ihren Tränen lächeln und schmiegte sich einfach nur bei Gaby an.
„Du bist mir nicht mehr böse, oder?“
Gaby sagte nichts schaute Valerie nur an, und sagte nichts. Sie beobachtete einfach nur, was ihr Schützling machen würde.
„Gaby ich hatte doch keine Wahl, entweder er  oder Du. Und ich habe Angst vor seinem Rohrstock, ich habe Angst in dieses alte Büro zu gehen, ihn da in seinem….“
„weissen Anzug grinsen zu sehen und zu warten bis Du Dir selber das Grab schaufelst?“
„Ja, ich habe  Angst vor deinem Vater.“
„Daher wirst Du da auch nicht wieder hingehen, Du wirst umziehen, und ich sorge dafür das er Dich in Ruhe lässt.“
„Nein, ich stehe das durch, ich zahle die Schulden irgendwie ab.“
„Valerie, Du wirst tun was ich Dir sage, ich bin diejenige von uns die ihn am besten kennt und Du wirst tun was ich Dir sage!“
Gaby sprach die Worte sehr eindringlich und schaute Valerie dabei tief in die Augen.
„Valerie ich meine es ernst, verdammt ernst.“
„So ernst wie er, wenn er von Konsequenzen spricht?“
Valerie war nervös sie ahnte das die Form von Konsequenzen eine Art „Familienerbe“ waren. 
„Ja, Valerie genauso, und genauso regel ich Verrat und Illoyalität.“
„Gaby ich …. Ich wollte das nicht, aber ich hatte keine Wahl.“
„Ich weiss Valerie, ich weiss, daher komme ich auch zu dem Ergebnis, das Du mich NUR angelogen hast. Aber Lügen ist nicht in Ordnung, auch wenn Du Angst vor mir hast oder vor ihm, Lügen ist nicht in Ordnung.“
„Wann soll ich Dich angelogen haben?“
„Als ich dich damals nach der ersten Strafe gefragt habe wovor Du Angst hast, es war nicht die Angst vor der Entlassung, es war die Angst vor meinem Vater, hab ich recht?“
„Ja, Du hast recht.“
„Ich mag es nicht wenn Du mich belügst, und ich werde das nicht dulden, niemals.“
„Und ich werde dafür kassieren hab ich recht?“
In Valerie`s Augen war deutliche Resignation zu sehen.  Sie hatte bereits beim ersten Mal begriffen, das jedes Mal wenn sie Gaby enttäuschen würde auf diese Art zahlen würde müsste. Ihre Art Buße zu tun wäre ein schmerzhafter Hintern.
„Ja, ich werde Dich für deine Lüge bestrafen.“
„Ok, ich verstehe und nun , wie geht es weiter?“
„Du bist heute Abend Punkt 19:00 Uhr bei mir und wir beide klären das, Nimm Dir Wäsche zu wechseln mit, Du bleibst heute Nacht bei mir.“
Gaby sagte diese Worte in einer Härte, welche sie danach schon wieder bereute, es sollte nicht so hart klingen, aber sie musste sich durchsetzen.
„Kannst Du mit zu mir kommen, und wir fahren dann zu Dir?“
Sie schaute in Valerie´s Augen, sah das sie sich ihr stellen wollte und dennoch nicht alleine sein wollte. Sie konnte sehen wie sehr Valerie es Valerie weh tat Gaby enttäuscht zu haben und sie konnte spüren wie sehr Valerie ihre Nähe suchte. Es war wie bei einem kleinem Kind das wusste es hat etwas angestellt und wollte dennoch einfach nur die Nähe ihrer Mutter spüren.
„In Ordnung Valerie, wir fahren nach Feierabend zu Dir, holen deine Sache und dann fahren wir zu mir.“
Gaby stand auf und wollte versuchen etwas Alltag herbeizuholen. Aber  Valerie hielt ihre Hand und schaute sie von unten an.
„Ga… Gaby?“
„Ja, Kleines?“ , unbewusst rutschte ihr der Kosename für Valerie heraus.
„Es tut mir leid, ich habe nicht vor gehabt Dich zu enttäuschen, nicht seit unserem letzten Gespräch.“
„Ich weiss Kleines, ich weiss.“, dennoch hast Du es aber getan, dachte Gaby bei sich.
„Wir sollten aber beide noch etwas arbeiten, um 12.00 Uhr kommen die Mitarbeiter.“
„Jawohl Sir äh Mam“, Valerie versuchte heiterer zu klingen als sie es war und Gaby merkte es sofort. Siesetzte sich auf den Sessel neben der Couch und klopfte auf ihre Obeschenkel.
„Komm her, setz Dich zu mir, Kleines.“
In Valeries Ohren rauschte es als sie die Anweisung bekam, sofort erinnerte sich an die Zeit als sie ihrer Mutter alles erzählen konnte, als sie klein sein konnte auf dem Schoß ihrer Mutter, und instinktiv tat sie was Gaby verlangte. Gaby schaute ihr dann tief in die Augen und sagte mit sanfter, liebevoller Stimme die folgenden Worte.“
„Valerie, du musst vor mir nicht stramm stehen, ich bin nicht mein Vater, ich bin deine Vorgesetzte in der  Firma, aber die Grenze zwischen Beruf und privat haben wir beide heute überschritten.“
„Aber wie soll ich Dich denn anreden?“
„Wie wäre es mit Gaby?“
Valerie nickte stumm, sie würde es so tun wie Gaby es wollte.
„Und Valerie, bitte höre auf Witze und Gute Laune verbreiten zu wollen wenn es Dir nicht gut geht. Das wirkt gezwungen und es tut mir mehr weh als die Wahrheit in Dir zu sehen. Und vor allem es tut DIR nicht gut irgendwelche Masken auf zu setzen.“
Gaby gab Valerie einen Stups auf die Nase, einen leichten.
„Ja, Gaby, ich habe verstanden. Danke!“
Valerie lächelte sie an und war wirklich dankbar, Gaby wollte sie, wollte das sie sie selber war.
„Gut dann fangen wir mit der Arbeit an. Und Du gehst erst mal ins Bad, und restaurierst Dich, Kleines.“
Valerie konnte nur stumm nicken, die Fürsorge die sie spürte tat ihr gut, sie fühlte sich davon wie in einen schützenden Mantel eingepackt.

Währenddessen saß Angus Mcallister in seinem Büro und überlegte wie es weitergehen sollte, er  hatte die ganzen letzten Tage an Gaby und Kassandra gedacht. Ja er hatte immer noch Gefühle für Kassandra und ja er hatte auch welche für Gaby, seit dem ersten Tag wo er sie in der Bar gesehen hatte. Nur wie sollte er das in Einklang bringen?
Er hatte eigentlich immer gehofft die Trennung von Kassandra zu verkraften und nun musste er feststellen das die Frau die ihn reizte wegen ihres Widerstandes, die Freundin seiner Ex war. Das durfte es nicht geben. Er würde bestimmt niemals eine Affaire mit Gaby anfangen oder wieder eine Beziehung  mit Kassandra, obwohl er liebte sie immer noch. Aber Kassandra hatte Gaby und Gaby hatte Kassandra, das war ein echter Teufelskreis in dem er sich befand.
Grübelnd saß er am Schreibtisch und merkte gar nicht wie Jack Flanagan reinkam und ihn durch die Tür beobachtete. Er schreckte regelrecht hoch als der dunkelhaarige anfing zu sprechen.
„Melde bin bereit zum Dienstschluss, Doc!“
Jack Flanagan ehemaliger Lieteunant der Air Force salutierte im Türrahmen von Angus Büro und lachte laut auf als er sah wie sehr sein Freund aus Air Force- Zeiten erschrak.
Er musste den halben Nachmittag mit grübeln verbracht haben.
„Hey Jack, ich bin soweit, wir können leicht los.“
Mit diesen Worten stand Angus auf, nahm seine Jacke und ging mit seinem Freund Jack nach draussen. Die beiden wollten heute Abend im Pub „Chivas“ gehen.  Jack hatte ein Taxi geordert und freute sich auf den gemeinsamen Abend mit seinem Freund aus Air Force Zeiten.  
Als Jack und Angus kurz vor ihrer Bar waren  schauten gemeinsam  gerade über die andere Strassenseite. Angus runzelte die Stirn als er sah, das Gaby eine jüngere Frau untergehakt hatte und diese anscheinend irgendwohin begleitete. Laut dem was er aus ihrer Akte und von Kassandra wusste hatte sie weder Kinder noch viele Freundinnen.  Auch Jack war das Pärchen aufgefallen, allerdings hatte er seine Auftraggeberin nicht erkannt, er hatte nur Augen für Valerie.
„Wow, was für eine Frau.“, rutschte es ihm dann auch prompt raus.
„Ja, hey welche meinst Du überhaupt?“
In  Angus kam Eifersucht auf, nicht das sich sein bester Freund ausgerechnet in seine Flamme verlieben würde. Der Gedanke daran versetzte dem Arzt einen Stich.

Am Abend machten Gaby und Valerie pünktlich zu. Gaby hielt ihr Wort sie machte Valerie keine Vorwürfe auf der Arbeit. Und nach dem Feierabend ging sie zu Valerie.
„Wir machen Feierabend, der Tag war anstrengend genug.“
„Ja, gerne. Du.. Du hast nicht vergessen, oder?“
„Das ich Dir versprochen habe Dich zu deiner Wohnung zu fahren und bei Dir zu bleiben? Nein das habe ich nicht und das werde ich nie.“
 „Du Gaby…..“
„Ja, Valerie, was ist?“
Gaby sah Valerie mit fürsorglichen Blick an, sie hatte sofort gemerkt das Valerie Angst hatte. Sie dachte das es die Angst vor der kommenden Strafe war, aber sie wollte es genauer wissen und setzte sich daher zu Valerie, welche an ihrem Schreibtisch saß.
„Du hast Angst, hab  ich recht?“
„Nein wie kommst Du darauf, ich hab Dich nur hintergangen und belogen, ich freue mich richtig auf die kommenden Stunden.“
Der blanke Zynismus tropfte aus diesen Worten.  Gaby war kurz davor Valerie dafür eine zu scheuern. Sie mochte diese Art des uneigentlichen Sprechens überhaupt nicht.
„Vorsichtig, Madam, beim nächsten Mal bekommst Du von mir einen Snack aus Kernseife, wenn Du noch mal diese Art der Konversation mit mir führst.“
Gaby´s Blick war hart und Valerie merkte sofort, daß gerade ihr Zynismus ihr weiteren Ärger einbringen würde, wenn sie ihn nicht lernen würde zu zügeln.
„Schuldige, ich werde es lernen, versprochen.“
„Ich weiß, Kleines, ich weiß. Aber Du kannst nur lernen was falsch und richtig ist, wenn ich Dir die Unterschiede aufzeige. Ich mach Dir keinen Vorwurf.“
Gaby gab Valerie einen Kuss auf die Stirn.
„Und nun lass uns gehen.“
Behutsam nahm sie die Hand von Valerie und führte sie nach vom Schreibtisch weg. Ein schneller Griff von Valerie nach ihrer Handtasche und alles was ihr noch blieb. Sie ließ sich fallen in ein merkwürdiges Gefühl des Beschützt werdens.
Gaby rief von unterwegs noch Kassandra an, das sie heute nicht mehr vorbeikommen würde. Kassandra war traurig, dieser Abend würde also ihr alleine gehören, aber dann überlegte sie nicht lange und ging in die obere Etage und begann das die neue Wohnung weiter aus zu bauen. Sie dachte sich, wenn Gaby nicht da ist hab ich mehr Zeit für meine Überraschung .  Mit diesen positiven Gedanken ging Kassandra an die Arbeit und rührte den Mörtel für die letzten beiden Wände aus Porenbeton an. Sie wollte eine stabile Wohnung vermieten, keinen Mist aus Ständerwerk und Regipsplatten.
Gaby hingegen fuhr mit Valerie in ihre kleine Wohnung, ist war ein Einzimmerappartement. Die Kochnische hatte 2 Platten und das Bett wirkte mindestens 20 Jahre alt. Gaby´s Herz bekam einen Stich, sie merkte das immer mehr Dinge sich zusammenfügten und das diese junge Frau mehr brauchte als eine strenge Hand, das Zimmer, das Benehmen, die Unsicherheiten, die vorgespielten Frechheiten, diese Frau war so unsicher wie ein kleines Mädchen. Gaby beschloss einen anderen Weg zu gehen, sie  dachte einfach nicht darüber nach. Ihr Herz ließ ihr einfach keine Wahl. Ab heute würde Gaby für diese junge Frau, die im Herzen immer noch ein verängstigtes kleines Mädchen war sorgen. Ab heute würde sie Valerie unter ihre Fittiche nehmen. In Gaby war das Muttertier erwacht, sie würde sich um Valerie kümmern. Nun musste nur ein Weg gefunden Valerie das zu erklären, nein besser wäre Valerie würde selber diesen Wunsch haben.
In der Zwischenzeit packte Valerie ihre spärlichen Sachen in einen Rucksack und versuchte nicht darüber nach zu denken was hier gerade passierte, nicht daran zu denken was passieren würde wenn die beiden diese Wohnung verlassen würden.  Als sie fertig war ging sie auf Gaby zu und meinte mit leiser Stimme.
„Wir können los.“
„Ok, Valerie. Dann lass uns fahren.“
Mit diesem Worten legte Gaby ihre Hand um Valeries Taille und führte sie Richtung Ausgang. Wie nebenher hörte sie die geflüsterten Worte von Valerie.
„Oh  Mama, bitte lass es endlich der richtige Weg sein.“
Gaby stoppte im Flur des Hochhauses und stellte sich Valerie in den Weg, schaute ihr tief in die Augen und sprach mit leisen und unendlich sanften Worten.
„Valerie, hab keine Angst, ich bin da für Dich.“
Dann gab sie Valerie einen Kuss auf die Stirn und nahm ihre Hand. Mit leisem Druck führte sie Valerie zum Fahrstuhl und zu ihrem Firmenwagen. Valerie ließ es geschehen. Sie war durch das eben erlebte viel zu aufgewühlt. Diese sanfte Ansprache eben, auf ihren Hilferuf, sie hatte sie ganz tief in ihr erreicht auf einer Ebene, die Valerie nicht greifen konnte. Aber sie noch mehr hoffen lief, das es diesmal nicht in einem Scherbenhaufen enden würde. Sie hatte vertraut, und wurde erpresst, sie hatte versucht neu anzufangen und kam immer noch nicht aus seinen Klauen.  Einfach jedes Mal wenn sie Hilfe gebraucht hatte wurde sie verletzt. Sie hatte Angst davor verletzt zu werden, Angst davor so geliebt zu werden.

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